Psychische Störungen wie Depression, Angstsymptome, Apathie, unkontrolliertes Lachen bzw. Weinen sind oft Begleiterscheinungen des Schlaganfalls. Diese psychischen Reaktionen werden nicht nur als verständliche Reaktion auf den Schlaganfall ausgelöst sondern auch durch die Schädigung des Gehirns durch den Schlaganfall. Seit langem ist es bekannt, dass diese Störungen einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität, Rehabilitation sowie die Überlebenschancen der Betroffenen ausüben können. Darunter ist die Depression – sogenannte Poststroke Depression – die am häufigsten auftretende emotionale Störung, deren Entstehung den gesamten Genesungsverlauf am stärksten beeinflusst und etwa bei 40% der Patienten innerhalb eines Jahres nach Schlaganfall auftritt. Die Ursachen für das Auftreten depressiver Störungen im Rahmen von Schlaganfallerkrankungen sind immer noch unklar: psychoreaktiv, organische Faktoren, die einerseits auf die Art, Größe, Lokalisation der Läsion und andererseits auf spezifische Stoffwechselstörungen im Nervensystem zurückgeführt werden. Gegen die psychoreaktiven Erklärungsmodelle spricht allerdings die Beobachtung, dass die Depressionen bei Schlaganfallpatienten deutlich häufiger sind, als z.B. bei orthopädischen Patienten, die ähnliche Behinderungen aufweisen.
Aufgrund ihres bedeutsamen Einflusses auf die Lebensqualität und den funktionellen Genesungsverlauf hat eine frühzeitige Erkennung und ggf. Therapie schlaganfallbedingter depressiver Störungen eine große klinische Bedeutung. Obwohl die klassischen Symptome einer Depression wie z. B. niedergedrückter Affekt, Interesselosigkeit, psychomotorische Unruhe bzw. Verlangsamung, Schlaf- und Appetitstörungen, Verzweiflungstendenz bis hin zur Suizidalität nahezu jedem klinisch tätigen Arzt bekannt sind, sollte im Falle einer anhaltenden psychischen Auffälligkeit immer ein Psychiater hinzugezogen werden. Die Heilungsaussichten sind unter einer Therapie (Medikamente, Gespräche) sehr gut.